- Quecksilberverbindungen.
- Quecksilberverbindungen.Quecksilber hat in seinen Verbindungen die Oxidationszahlen + 1 und + 2. Die Quecksilber(I)-Verbindungen enthalten zweiatomige Hg2+2-Ionen; sie sind nicht sehr stabil und disproportionieren leicht zu Quecksilber und Quecksilber(II)-Verbindungen. Die Verbindungen des zweiwertigen Quecksilbers wurden früher Mercuri-, die des einwertigen Mercuroverbindungen genannt.Quecksilber(II)-oxid (Rotes Präzipitat), HgO, entsteht beim Erhitzen von Quecksilber an der Luft auf etwa 300 ºC; es kommt in einer gelben und einer roten Form vor, die sich nur durch die Korngröße unterscheiden. Die gelbe Form (geringere Korngröße) dient v. a. zur Herstellung anderer Quecksilberverbindungen, die rote Form wird als algizider Wirkstoff z. B. Schiffsanstrichen zugesetzt. Beim Erhitzen auf über 400 ºC zerfällt Quecksilber(II)-oxid wieder in seine Bestandteile; die Beobachtung dieser Reaktion führte J. Priestley zur Entdeckung des Sauerstoffs.Quecksilber(I)-chlorid (Kalomel), Hg2Cl2, eine weiße, kristalline, in Wasser und vielen organischen Lösungsmitteln unlösliche Substanz, wird durch Erhitzen von Quecksilber mit Quecksilber(II)-chlorid gewonnen und v. a. zur Herstellung von Kalomelelektroden verwendet. Bei Zugabe von Ammoniak verfärbt es sich schwarz infolge Bildung eines Gemisches von Quecksilber(II)-amid-chlorid, Hg(NH2)Cl, und fein verteiltem elementarem (schwarzem) Quecksilber. Quecksilber(II)-chlorid (Sublimat), HgCl2, entsteht aus Quecksilber(II)-sulfat und Natriumchlorid beim Erhitzen auf über 300 ºC als weiße, kristalline, sublimierbare Substanz, die in Wasser leicht löslich ist. Quecksilber(II)-chlorid wirkt schon in geringen Konzentrationen bakterizid und fungizid und wurde früher als Desinfektions- und Saatbeizmittel verwendet; es dient heute z. B. zur Herstellung anderer Hg-Verbindungen und als Katalysator. Mit gasförmigem Ammoniak bildet es das weiße schmelzbare Präzipitat, [Hg(NH3)2]Cl2 (mit dem Kation [Hg(NH3)2]2+) und mit wässrigem Ammoniak das weiße unschmelzbare Präzipitat, [HgNH2]xClx (mit langkettigem Kation [(HgNH2)+]x). Das unschmelzbare Präzipitat geht beim Kochen in die Verbindung [Hg2N]Cl über, ein Chlorid der Verbindung [Hg2N]OH (millonsche Base). - Quecksilber(II)-jodid, HgJ2, entsteht aus Lösungen von Quecksilber(II)-Salzen und Kaliumjodid als leuchtend rotes Pulver, das bei 127 ºC in eine gelbe Modifikation übergeht (Thermochromie). Mit überschüssigem Kaliumjodid bildet sich farbloses Kaliumtetrajodomercurat(II), K2[HgJ4]·2H2O, dessen alkalische Lösung zum Nachweis von Ammoniak verwendet wird (Neßlers Reagenz).Quecksilber(II)-sulfid, HgS, entsteht durch Erwärmen von Quecksilber mit Schwefel oder durch Umsetzen von Quecksilbersalzlösungen mit Schwefelwasserstoff in Form einer schwarzen Substanz, die beim Erwärmen in eine beständigere rote Modifikation übergeht. In der Natur kommt Quecksilber(II)-sulfid als roter trigonaler Zinnober und als grauschwarzer kubischer Metacinnabarit vor. - Quecksilber(I)-sulfat, Hg2SO4, und Quecksilber(II)-sulfat, HgSO4, sind farblose, in Wasser lösliche Salze, die technisch als Katalysatoren verwendet werden.Quecksilber(I)-nitrat, Hg2(NO3)2·2H2O, und Quecksilber(II)-nitrat, Hg(NO3)2·H2O, sind farblose, in Wasser lösliche Salze, die sich beim Auflösen von Quecksilber in kalter verdünnter beziehungsweise heißer konzentrierter Salpetersäure bilden. Quecksilber(I)-nitrat dient als analytisches Reagenz (bei der millonschen Reaktion) zum Nachweis von tyrosinhaltigen Eiweißen.Quecksilber(II)-thiocyanat oder Quecksilber(II)-rhodanid, Hg(SCN)2, fällt aus Lösungen von Quecksilber(II)-Salzen bei Zusatz von Kaliumthiocyanat als weißer, schwer löslicher Niederschlag aus. Es verbrennt unter Bildung eines sich stark aufblähenden Rückstandes. Quecksilber(II)-fulminat (Knallquecksilber), Hg(CNO)2, ist eine kristalline, farblose, hochexplosive Substanz, die früher als Initialsprengstoff verwendet wurde (heute weitgehend durch Bleiazid u. a. verdrängt). Quecksilber(II)-acetat, Hg(OOCCH3)2, ist eine weiße pulverige oder kristalline Substanz, die als Katalysator bei organischen Synthesen verwendet wird.
Universal-Lexikon. 2012.